Ein Balkongeländer sollte nicht nur gut aussehen, sondern auch hohen Belastungen standhalten. Denn der Wind zerrt am Geländer und Blumenkästen sowie Menschenansammlungen bei einer Party haben ein hohes Gewicht. Wenn das Balkongeländer nicht fachgerecht montiert und befestigt ist, besteht Lebensgefahr!
Erhöhte Flächen ab einem Meter müssen durch Geländer gegen Absturz gesichert werden. Balkongeländer sollen vor allem verhindern, dass Menschen herunterfallen. Sie müssen nach anerkannten Regeln der Technik gebaut sein und möglichst lange Wind und Wetter standhalten. Wie genau Balkongeländer befestigt werden müssen, hängt von verschiedenen, rechtlich geregelten Faktoren ab. Lesen Sie im Folgenden auf Schlosserei.net warum Sie auch als geübter Heimwerker Balkongeländer montieren lassen sollten und welche gesetzlichen Vorschriften beachtet werden müssen.
Vorschriften zur Balkongeländer-Befestigung
Laut Strafgesetzbuch sind Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren möglich für eine Person, die „bei der Planung, Leitung oder Ausführung eines Baues gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik verstößt und dadurch Leib oder Leben eines anderen gefährdet“ (StGB § 323: Abs.1). Selbst wenn ein Unfall nur eine Geldstrafe zur Folge hat, ist es schwer, mit den Konsequenzen zu leben.
Einen Schlosser oder Metallbauer mit der Balkongeländer Montage zu beauftragen, hat aber noch weitere Gründe. Der Fachmann kennt die jeweils geltende Landesbauordnung genau, die unter anderem die Mindest-Geländerhöhe regelt. Zudem sind verschiedene DIN Normen und EU Vorschriften zu beachten. Schließlich ist in den meisten Bundesländern eine statische Berechnung nach DIN 1055 nachzuweisen, die als Beleg für Standsicherheit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit gilt. Folgende Faktoren sind entscheidend für die Statik:
- Das Eigengewicht des Geländers und der Balkongeländer Pfosten. Balkongeländer aus Schmiedeeisen sind schwerer als solche aus Edelstahl oder Aluminium.
- Lasten durch Blumenkästen, Auf- und Anlehnen an das Geländer. Insgesamt gibt es nach DIN 1055-3 21 Nutzungskategorien von Geländern, die sich nach der Nutzlasten von Personen und Gegenständen unterscheiden. Generelle gelten bei Privatgebäuden geringere Belastungen pro Meter Geländer als bei öffentlichen Gebäuden.
- Die DIN 1055-4 teilt Gebäude in vier Windlastzonen auf. An der Küste ist mit extremem Sturm zu rechen. Daher kann die Belastung durch Wind die durch Personen übersteigen und muss mitberechnet werden. Sind die Balkongeländer an Fluchtwegen befestigt, werden Wind- und Personenlasten addiert.
Die Balkongeländerhöhe richtet sich nach der Absturzhöhe. Bis zu 12 Metern vom Boden muss das Geländer mindestens 90cm hoch sein, gemessen vom Punkt, wo die Füße stehen. Über 12 Meter Absturzhöhe muss das Geländer (außer in Baden-Württemberg) mindestens 110 cm hoch sein.
Um Balkongeländer sicher zu befestigen, ist weiterhin eine bestimmte Wanddicke vorgeschrieben. Auch hierfür ist die Absturzhöhe maßgeblich. So müssen bei Hochhäusern mit Balkonen über 20 Meter über dem Boden besonders dicke Profile bzw. Rohre für das Geländer genutzt werden. Schließlich kommt es auf die zu verwendenden Dübel und deren Abstand zum Balkonrand an, denn die Last überträgt sich vom Geländer über die Dübel in die Betonplatte des Balkons. Werden hier Fehler gemacht, hält die Befestigung nicht, der Betonboden reißt auf und schlimmstenfalls fällt das Balkongeländer ab.
Balkongeländer und -brüstungen: Besondere Maßstäbe für Kinder
Beim Abstand der Stäbe des Balkongeländer-Gitters ist ein Kind im Krabbelalter der Maßstab. Das heißt, dass an keiner Stelle der Abstand der Stäbe mehr als 12 cm betragen darf. In den letzten Jahren werden Geländerstäbe vermehrt horizontal statt klassisch vertikal angebracht. Das hat den sogenannten Leitereffekt zur Folge. Kinder können einfach das Balkongeländer überklettern. Daher verbieten manche Landesbauordnung, z.B. die in Rheinland-Pfalz, horizontale Stäbe an Balkongeländern. Sicherer ist es, eine Balkonbrüstung als Absturzschutz zu bauen. Im Gegensatz zum Geländer handelt sich bei der Brüstung um eine geschlossene Wand, die schwer zu überwinden ist.
Befestigungsmöglichkeiten für Balkongeländer
Die einfachste und günstigste Befestigungsmöglichkeit ist das Aufschrauben des Geländers auf die Balkonplatte von oben. Allerdings verringert sich durch diese Variante die Nutzfläche des Balkons und Wasser kann in die Bohrlöcher eindringen.
Besonders für die kleinen französischen Balkone bietet es sich an, das Geländer an der Stirnseite anbringen zu lassen. Diese statisch ungünstige Lösung ist in diesem Fall ausreichend, weil der Abstand zwischen Balkongeländer Pfosten gering ist.
Die sicherste aber teuerste Befestigungsmöglichkeit ist das Geländer von unten an die Balkonplatte zu schrauben.So sind Schrauben und Dübel vor Nässe geschützt und die volle Größe des Balkons kann genutzt werden.